Zum Tag der Jugend, am 12.08., habe ich schon auf Instagram und Facebook geteilt, dass gerade derzeit besonders deutlich wird, dass es gerade die jungen Menschen waren, die in den vergangenen Monaten der Corona-Pandemie nicht im Fokus der Politik waren, obwohl gerade sie das höchste Maß an Solidität zum Schutz anderer, gelebt haben.
Neu ist das Phänomen leider nicht. Ich möchte ein paar Bereiche kurz skizzieren, in denen sich aus meiner Sicht was verändern muss.
An Entscheidungsprozessen beteiligen
Kinder und Jugendliche sollten in Entscheidungsprozessen einbezogen werden. Erwachsenen Menschen treffen tagtäglich Entscheidungen, die das Leben junger Menschen beeinflussen. Manche davon sind weitreichend und bestimmen das Leben eine nachfolgenden Generation (siehe Klimaentwicklungen). Zum einen haben alle, die Entscheidungen treffen, die Pflicht, immer ihre Auswirkungen auf die nächsten Generationen zu prüfen, aber auch junge Menschen, wo es sie betrifft, auch einzubeziehen. Dazu gehören weitreichende Beteiligungsstrukturen und eine entsprechende Kultur. Diese müssen wir entwickeln. damit wir weniger über Kinder und Jugendliche sprechen, sondern mehr mit ihnen, um ihre Meinung zu hören. Und sie dann vor allem auch ernst genommen. Deswegen spreche ich mich für Partizipation von klein auf aus und unterstütze auch eine Wahlrecht ab 16 Jahren auf Bundesebene und auf kommunaler Ebene ab 14 Jahren.
Bildung vielfältig und gerecht gestalten
Bildung muss von der Politik gerecht und vielfältig gestaltet werden. Das gilt für den Zugang zu Bildung, wie auch für die Begleitung auf dem Bildungsweg und die Eröffnung von Bildungschancen im Lebenslangen Lernen.
Voller Hochachtung für das, was alles von Lehrer*innen, Schüler*innen und Schulen seit März 2020 geleistet wurde, so wurden durch die Corona-Pandemie auch die Defizite unseres Bildungssystems aufgezeigt bzw. teilweise verstärkt. Manche ältere Schüler*innen kamen mit den schulischen Herausforderungen Homeschooling gut zurecht und sie haben die Art zu lernen sehr geschätzt, für viele war es aber auch nicht leistbar. Menschen sind verschieden und das sollte auch in der Lehre, beim Lernen berücksichtigt werden können. Das Gute aus der vergangen Zeit sollten wir aber auch mitnehmen, die Chancen von Digitalisierung nutzen und auch vielfältigere Lernangebote kreieren.
Neben Schulen, haben auch viele Studierende an den Hochschulen gelitten. Viel zu lange hat es gedauert, bis ihnen ein Impfangebot gemacht wurde. Neben Kindern, sind es gerade den jungen Menschen in Ausbildungen jeder Art, die die sozialen Kontakt brauchen, das gehört zu den persönlichen Entwicklungen dazu. Bis heute stehen sie nicht im Fokus.
Die Mitbestimmung von Lerninhalten findet bis heute nur selten statt. Zum Beispiel wünschen sich viele Schüler*innen, dass Dinge gelehrt werden, die sie fürs spätere Leben definitiv brauchen, wie der Umgang mit Verträgen, Versicherungen, Steuererklärungen etc.. Wäre doch mal was.
Die Bildung von heute ist die Zukunft von Morgen und diese gilt es nun so gerecht und vielfältig wie möglich und nötig zu gestalten.
Digitalisierung sozial gerecht gestalten
Deutschland hinkt mittlerweile weit hinter anderen Staaten hinterher, was Digitalisierung betrifft, deshalb gilt es jetzt Digitalisierung schnellstmöglich auszubauen. Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass diese auch sozial gerecht gestaltet werden muss. Das heißt, dass der Zugang nicht Menschen ausschließt, z.B. durch den Wohnort im ländlichen Raum, durch körperliche Barrieren oder durch das Einkommen der Familie. Digitalisierung ist eine der Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bildung und für soziale Teilhabe.
Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass jede*r Jugendliche*r einen eigenen Laptop, besitzt. Das Entspricht längst nicht der Realität. Deshalb müssen digitale Geräte in die Bildung mit einbezogen werden und vor allem der Umgang mit ihnen und mit Medien muss geschult werden. Digitalisierung für alle Menschen nutzbar machen heißt auch, sie in vielerlei Hinsicht, barrierefrei zu gestalten.
Kinderrechte gesetzlich verankern
Kinderrechte müssen im Grundgesetz verankert werden. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie haben eigene Bedürfnisse und bedürfen speziellen Schutzes. Bisher ließ sich das parlamentarisch noch nicht abschließend realisieren.
Auch in Krisenzeiten junge Menschen priorisieren
Die Corona-Krise ist eine Krise, die uns alle schwer getroffen hat, aber vor allem junge Menschen leiden besonders unter ihr. Die diversen Herausforderungen von Homeschooling, dem Gefühl, Inhalte lassen sich nicht aufholen waren sind tagtäglich Thema, aber noch verheerender ist der Verlust sozialer Kontakte. Diese konnten während der meisten Zeit der letzten eineinhalb Jahre nicht ausreichend gepflegt werden oder gar nicht erst entstehen. Die Jugendzeit gibt es nur einmal, es ist eine entscheidende Entwicklungsphase, eine in der die Kontakte zu Gleichaltrigen entscheidend sind. Es geht darum, sich von den Eltern abzunabeln, sich selbst zu finden, Spaß zu haben, Unternehmungen und Feiern mit Freund*innen zu gestalten. Die sogenannte Peer-Group bietet die größte Orientierung in Zeiten der Orientierungslosigkeit. Doch was passiert, wenn es auf einmal keine Treffen mehr mit der Peer-Group gibt? Einsamkeit macht sich breit. Entwicklungen werden verzögert oder unterbleiben. Im schlimmsten Fall führt es zu sozialen Problemen und psychischen Erkrankungen.
Die Corona-Krise ist leider noch lange nicht vorbei und wir stecken schon Mitten in eine der nächsten Krisen, der Klimakrise. Wir wissen nicht welche Krisen uns noch alle bevorstehen, aber eins weiß ich, dass wir Jugendliche vor allem auch in Krisenzeiten priorisieren müssen. Gerade deshalb müssen jetzt wir, erwachsene Menschen, Verantwortung übernehmen, damit Kinder und junge Menschen heute und morgen und in Zukunft, frei und gesund leben können.
Sozialen Ungleichheiten entgegen wirken
Leider wächst die soziale Ungleichheit immer weiter und die Corona-Pandemie hat dies nochmal deutlich verstärkt. Doch durch die Krise wurden die sozialen Defizite auch endlich für alle sichtbar. Während Jugendliche aus der oberen Mittelschicht, die Zeit der Lockdowns zumeist im eigenen Zimmer mit eigenem Laptop, Tablet und Smartphone und Garten verbringen konnten, mussten sich viele andere Jugendliche ein Zimmer und digitale Endgeräte mit mehreren Geschwistern in einer kleinen Wohnung ohne Balkon oder Garten teilen. Wer es vor Corona schon schwer hatte, hat es jetzt im relativen Vergleich noch schwerer.
Der sozialen Ungleichheit muss die Politik entgegenwirken, um gleiche Chancen für alle Menschen zu schaffen, egal wie hoch das Einkommen der Eltern ist.
Generationengerechtigkeit leben
Die jungen Menschen haben sich in den letzten eineinhalb Jahren dermaßen eingeschränkt, zurückgenommen und solidarisch mit dem Rest der Gesellschaft gezeigt, vor allem damit ältere Menschen vor dem Corona-Virus geschützt sind. Jetzt ist es an der Zeit, dass sich alle anderen für die junge Generation einsetzen und sich mit ihr solidarisieren. Die Klimakrise ist spätestens seit der Flutkatastrophe diesen Sommer auch hier in Deutschland zu spüren und solche gravierenden Ereignisse werden nur noch häufiger vorkommen, je mehr wir uns der 1,5 Grad oder 2 Grad Erderwärmung nähern. Damit auch die nachfolgenden Generationen noch in einer guten Welt leben können, setze ich mich jetzt dafür ein alles zu tun, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Damit ich, meine Kinder und Enkelkinder keine Angst vor der Zukunft haben müssen.
Es ist glaube ich deutlich geworden, dass diese Aspekte alle miteinander verknüpft sind. Der Fokus der Politik sollte auf der aufwachsenden und nachfolgenden Generation liegen und sich für eine gesunde Umwelt, für Chancengerechtigkeit für sie, für gerechte Bildungssysteme und -angebote, sowie für eine sozialen Gesellschaft einsetzen, denn sie sind die Zukunft!
Für all diese Anforderungen möchte ich mich im Bundestag stark machen.
Aber da ich nicht weiß, ob ich letztendlich auch tatsächlich die relevanten Punkte auch tatsächlich im Blick habe, ist mir vor allem die Beteiligung junger Menschen das entscheidende Anliegen. Damit junge Menschen, ihre Zukunft selber gestalten können.
Ich freue mich auch jetzt schon über jede Nachricht dazu direkt an mich.